Mehr als 125 Millionen Menschen weltweit leiden unter Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt. Fehlgesteuerte Signale des Immunsystems führen dazu, dass sich die Hautzellen nicht über Wochen, sondern innerhalb weniger Tage erneuern. Welche Ursachen dahinter stecken und welche Behandlungsmöglichkeiten Betroffenen den Alltag erleichtern, erfahren Sie hier im Interview mit unserem Experten aus Forschung & Entwicklung:


Experte aus Forschung & Entwicklung, Dr. phil. II Beat Müller
Im Interview: Dr. phil. II Beat Müller (Pharmazeutische Technologie)


Herr Müller, was sind typische Psoriasis Symptome?

Die beiden charakteristischen Merkmale dieser Krankheit sind: übermässiges Wachstum der Hautzellen sowie Entzündungssymptome. Typisch für die Schuppenflechte sind rötliche, juckende Flecken der Haut mit Schuppung an den typischen Körperstellen wie Ellbogen, Kniegelenken oder dem Gesichtsbereich.

Oftmals leiden betroffene Patienten auch unter psychischen Problemen, da die Schuppenflechte oft einen Leidensdruck der Patienten mit sich zieht. Die Krankheit ist nicht lebensgefährlich, aber auch nicht heilbar.

Die Schuppenflechte verläuft unterschiedlich von sehr leichten Symptomen mit vereinzelt schuppenden Hautstellen und gelegentlichem Juckreiz bis zu schwereren körperlichen Beschwerden.

Eine Nagelpsoriasis kann an Finger- und Zehennägeln auftreten und dort den gesamten Nagelapparat angreifen. Oft geht sie einer Gelenkentzündung (Psoriasis Arthritis) voraus.

Können Sie uns mehr über die möglichen Ursachen von Schuppenflechte sagen?

Ja, die genaue Ursache der Krankheit ist nach wie vor unbekannt. Es handelt sich aber um eine komplexe Krankheit mit vielen möglichen Faktoren:

  • genetische Faktoren
  • immunologische Faktoren
  • umweltbedingte Faktoren
  • psychische Faktoren

können dabei eine Rolle spielen. Diese Faktoren beeinflussen die Entwicklung der Hautzellen und beschleunigen ihre Erneuerung und Abstossung.

Wichtig: Schuppenflechte ist nicht ansteckend! Sie haben sich also bei niemandem infiziert und können andere auch nicht anstecken. Weder durch Berührungen oder im Schwimmbad noch durch Intimkontakt.

Wie sieht eine klassische Behandlung von Schuppenflechte aus?

Es sind sehr unterschiedliche Behandlungsmethoden nötig, um diese Hautkrankheit zu beherrschen. Die äusserliche Behandlung ist der erste Therapie-Schritt bei Psoriasis: Zum Einsatz kommen Lotionen, Lösungen, Gels, Salben und Cremes.

Neben einer medikamentösen Behandlung kennt fast jeder Psoriasis-Betroffene auch die obligatorische, Therapie-begleitende Basis-Hautpflege. Sie ist im Rahmen eines umfassenden Behandlungskonzeptes der Schuppenflechte stets unverzichtbar. Sie unterstützt die Wirksamkeit einer arzneilichen Therapie, vor allem im relativ symptomlosen Zeitraum zwischen den akuten Schüben.

Auf was gilt es bei der täglichen Basis-Pflege zu achten?

Der erste Schritt einer Therapiebegleitenden Basispflege ist es in der Regel, die Schuppen abzulösen und die Haut geschmeidig zu machen.

  • Reinigung
    Bei leichter Psoriasis hilft allein ein tägliches medizinisches Ölbad, die Schuppen los zu werden. Ebenfalls bewährt haben sich Bäder mit dem Salz vom Toten Meer. Die positive Wirkung ist längst wissenschaftlich bewiesen. Das Salzwasser, mit sehr hohem Anteil an Magnesium und Bromid, entfernt die Schuppen, macht die Haut geschmeidig. Die enthaltenen Mineralstoffe waschen Zytokine aus der Haut, also die Botenstoffe, die als Initiatoren der überschiessenden Hautreaktion gelten. Es ist grundsätzlich wichtig kein zu heisses Wasser zu verwenden. Wenn Sie duschen, verwenden Sie vor allen Dingen keine austrocknenden Seifen oder Syndets. Achten Sie auf besonders milde Produkte, die Ihre Hautschutzbarriere bewahren und das natürliche Gleichgewicht erhalten.
  • Cremen, Cremen, Cremen … eine wichtige Devise!
    Da die Haut in den Wintermonaten besonders trocken wird, ist die tägliche Hautpflege im Winter äusserst wichtig für eine Linderung der Beschwerden. Nicht reizende Salben sollen die Haut erweichen. Lanolin-haltige Produkte werden hierbei oft schlecht vertragen. Für die Gesichtspflege gilt dies im besonderen Masse. Achten Sie auf eine gute Feuchtigkeitsversorgung die den Aufbau der natürlichen Schutzbarriere zusätzlich unterstützt.

    Zur täglichen Ganzkörperpflege empfiehlt sich eine rückfettende Body Lotion, die speziell für hypersensible, atopische Haut entwickelt wurde. Sie sollte daher eine hypoallergene Formulierung frei von Parfum- und Konservierungsstoffen besitzen. Bei besonders strapazierten Hautstellen eignet sich die Verwendung eines konzentrierten Serums mit Mikrosilber, das antimikrobiell wirkt und so für eine gesunde Hautflora sorgt. Im Idealfall enthält solch ein Produkt auch keine konventionellen Emulgatoren, welche in der Hornschicht zu Veränderungen führen können. Die permanente Emulgierfähigkeit der in die Haut penetrierten Emulgatoren führt insbesondere beim Kontakt mit Wasser (z. B. Duschen) zu einem erhöhten Abtransport von hauteigenen Schutzstoffen aus der Haut heraus. Daher werden solche konventionellen Emulgatoren von Personen mit atopischer Haut schlecht vertragen, denn diese Emulgatoren verlieren in der Regel ihre emulgierende Eigenschaft in der Haut nicht.
  • Vitamine
    Nachdem in den Wintermonaten aufgrund der fehlenden natürlichen Sonne der Körper selbst nicht genügend Vitamin-D bilden kann, erweist sich die zusätzliche Einnahme von Vitamin-D Nahrungsmittelergänzungen durchaus als sinnvoll. Besonders Patienten mit einer Psoriasis Arthritis profitieren hier gleich doppelt.
  • Stressabbau
    Auch die klassische Aromatherapie kann helfen, denn ein entscheidender Schlüssel zur Besserung ist der Abbau von seelischem Stress. Dadurch wird meist auch eine psychische Entlastung erreicht.


Basispflege bei Schuppenflechte

Haben Sie noch einen Extratipp für eine optimale Pflege bei Schuppenflechte an der Kopfhaut?

Natürlich. Bei Schuppenflechte am Kopf empfiehlt sich ein besonders mildes Kopfwaschmittel. Es soll vor allem die empfindliche und gereizte Kopfhaut beruhigen. Ein paar Tropfen Teebaumöl ins Shampoo geben, kann in leichten Fällen durchaus hilfreich sein. Für eine intensive Pflege Ihrer Kopfhaut können Sie ein speziell formuliertes Fluid verwenden, dass die irritierte Kopfhaut beruhigt, langanhaltende Feuchtigkeit spendet und Schuppen reduziert.

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